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Politischer Ausflug der EBG am Freitag, 29.06.2018
Stadtteil Vauban in Freiburg
Der EBG-Ausflug führte in den Freiburger Stadtteil „Quartier Vauban“, mit dem Endingen eine Stadt-Land-Partnerschaft hat. Jörg Dengler, Michael Schubert und Bobby Glatz vom Vorstand des Stadtteilvereins Vauban begrüßten uns in unserem Freiburger Partnerstadtteil. Herr Dengler führte uns durch das Quartier, in dem 5500 Menschen leben, und beschrieb, wie in dem nachhaltigen Stadtteil ein fast dorfähnliches Gemeinschaftsgefühl mit hoher Lebensqualität entsteht. Der Physiker und Politikwissenschaftler beleuchtete Vauban aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln: Die Plusenergiesiedlung des Architekten Rolf Disch etwa dient mit ihren großflächigen Solardächern vielen Medien als fotogene Kulisse zur Darstellung ökologischer Stadtentwicklung, gleichzeitig wirken die aus wirtschaftlichen Gründen geringen Abstände der Reihenhäuser beengend. „Macht nichts“, sagt Jörg Dengler, „Holzbau, der bei der Erstellung viel CO2 bindet, und die Plusenergiebauweise sind auch nachhaltig, wenn die Häuser weiter auseinander stehen.“
Das Passiv-Mehrfamilienhaus, an dessen Entwicklung Dengler selbst beteiligt war, beeindruckte mit einem bemerkenswert geringen Energiebedarf: „Umgerechnet eineinhalb Tankfüllungen eines Mittelklassewagens reichen hier aus, eine 100-qm-Wohnung ein Jahr lang zu beheizen“. erläuterte er. Und die Kosten für so ein Passivhaus? „Dabei haben wir die Kostengrenzen für den geförderten konventionellen Wohnungsbau unterschritten, denn viele Familien in der Baugruppe waren auf die Förderung angewiesen“, berichtete Dengler. Die gemeinschaftlich betriebene stromerzeugende Heizung spare weitere CO2-Emissionen und Kosten. Soziale Nachhaltigkeit spiele im Vauban eine wichtige Rolle: So gelinge es der benachbarten Genossenschaft „Genova“, die Miethöhen trotz längst beendeter Mietpreisbindung langfristig auf einem bezahlbaren Niveau zu halten. Genauso wie bei der Selbstorganisierten Unabhängigen Siedlungsinitiative (SUSI), die schon bald nach dem Abzug der französischen Armee damit begonnen hatte, in vier ehemaligen Kasernengebäuden ein sozial nachhaltiges Wohnprojekt aufzubauen. Die den Stadtteil prägenden Gebäude am Eingang der Vaubanallee sind mittlerweile alle mit ökologischen Baumaterialien auf einem modernen energetischen Standard renoviert, wie Architekt Bobby Glatz erläuterte.
Aufschlussreich war die Schilderung der kommunalpolitischen Entscheidungsprozesse, die der Umwandlung des ehemaligen Kasernengeländes in ein nachhaltiges Wohnquartier mit Modellcharakter vorausgegangen waren. Dabei hat die Beteiligung der zukünftigen Bewohnerinnen und Bewohner eine entscheidende Rolle gespielt. Bis heute besitzt der Stadtteil Vauban ungebrochene Strahlkraft und lockt zahlreiche Besuchergruppen aus aller Welt an.
Dengler sprach uns (die EBG) auch als kommunalpolitisch gestaltende Gruppierung an und stellte sich der Frage, ob die beschriebenen Konzepte des „Modellstadtteils“ auch in einer Stadt wie Endingen angewandt werden könnten. „Natürlich kann man Vauban nicht 1 zu 1 übertragen“, sagte Dengler, aber manchen Gedanken könne man folgen und sie an die Bedürfnisse vor Ort anpassen. Als Beispiel nannte er verkehrsberuhigte und fußgängerfreundliche Bereiche, in denen ein örtlicher Einzelhandel aktiv ist. Das sei nicht nur ökologisch nachhaltig. „Wir stärken so auch die lokale Wirtschaft, versorgen eine zunehmend älter werdende Bevölkerung in ihrem Wohnumfeld mit den Gütern des täglichen Bedarfs und schaffen sozialen Zusammenhalt, weil sich Alt und Jung unbelastet vom Verkehr wieder gerne im öffentlichen Raum von Mensch zu Mensch begegnen.“
Zum Abschluss seiner Führung lud uns Jörg Dengler ein, bald wiederzukommen. Dann zu einer Führung zu den vielfältigen sozialen und inklusiven Einrichtungen im Stadtteil, wie dem Kinderabenteuerhof oder den Wohnprojekten „Vaubanaise“ und „Arche“, zu denen es bestimmt noch einmal so viel Interessantes zu berichten gebe.